Reisebericht Philipp Feistauer

Im November 2021 hatte GIBBZ die Möglichkeit, Mitglieder nach Pakistan zu entsenden, um die dortigen Projekte zu begleiten. Dr. Ghulam Mustafa, der die bisherigen Reisen in sein Heimatland für GIBBZ durchführte, wurde diesmal von mir begleitet. Tatsächlich war dies das erste Mal, dass ich Pakistan besuchte und ich war gespannt was mich erwarten würde.

Dr. Mustafa Ghulam plante akribisch den Reiseverlauf und organisierte Termine, Reiseunterkünfte und unseren treuen Fahrer, der uns durch Pakistans komplexen Verkehr manövrierte und sicher an jedes Ziel brachte. Pakistan ist ein buntes und außerordentlich gastfreundliches Land und ich möchte mich bei all meinen Gastgebern, Dr. Ghulams Familie, seinem muslimischen Lehrer und all unseren Projektpartnern herzlich bedanken.

Wir besuchten die PAKTIV-Standorte in Faisalabad, Tulamba, Vehari und Lahore. Pakistanische Schulen sind gut geschützt hinter bewachten Mauern verborgen. Ebenerdige Gebäude mit viel Grünfläche und im Falle von Jungenschulen, großen Sportplätzen. Und während die Jungenschulen eher spartanisch wirkten, waren die der Mädchen häufig rosa gestrichen und dekoriert. Überall wurden wir mit großer Herzlichkeit empfangen und mir wurde die Ehre zuteil in Faisalabad die Werkstätten einzuweihen, an deren Realisierung wir mitgewirkt haben.

In Tulamba überreichte ich die Abschlusszertifikate des ersten Jahrgangs, der den Kochunterricht unseres PAKITV-Projekts absolvierte. Je nach Räumlichkeit, gestaltete sich die Umsetzung der Werkstatträume optisch unterschiedlich – doch stets mit großem Enthusiasmus und Einsatz. In Faisalabad hatte man eigene Schulbücher entwickelt, der Unterricht war logisch aufgebaut und die Schüler hochmotiviert. Die Küchen waren stets sauber und man bewirtete uns mit dem, was die Schüler zubereitet hatten. Die Nähmaschinen ratterten fleißig und während man uns Schnittmuster und Stickarbeiten der Schüler zeigte, wurde uns erklärt, dass man unter anderem Schuluniformen für bedürftige Mitschüler nähte. Im Elektronik Unterricht wurde an Schaltsystemen gearbeitet, und in der Motorwerkstatt an Motorrädern hantiert. Es freute mich auch zu hören, dass unter den Projektschulen kommuniziert und Ideen, wie die der Schulbücher, weitergetragen wurden.

In Rawalpindi, wo wir das Straßenkinderprojekt zusammen mit der ARID-University unterstützen, wurden wir herzlich mit Tanz und Gesang empfangen. Ich war wieder beeindruckt von all dem Einsatz. Das Institut, welches eigentlich der Ausbildung von LehrerInnen diente, war nun zur Hälfte mit Unterrichtsräumen für Straßenkinder ausgestattet, samt Lehrküche. Durch die angehenden LehrerInnen ist der Unterrichtsschlüssel 1 zu 6 – außergewöhnlich, insbesondere in einem Land, in dem sonst auf 50 SchülerInnen nur eine 1 Lehrkraft kommt. Hier waren die Straßenkinder auf jeden Fall gut aufgehoben. Wenn möglich, plant Dr. Qaisara Parveen, die dem Projekt vorsteht, das Gebäude noch um Spiel- und Sportplätze sowie einer Turnhalle auf dem Dach mit unserer Hilfe zu erweitern. Ein Projekt für die Zukunft.

Ebenfalls ein Projekt, dessen Finanzierung noch aussteht, ist das Leukämieprojekt, welches wir mit Frau Dr. Mariam Anees planen. Wir besuchten sie in ihrem Büro an der Quaid-e-Azam Universität und bekamen eine Führung durch ihr Labor. Ich genoss das Gespräch mit ihr sehr und bekam einen tieferen Einblick in ihre Forschung. Das Labor war sehr klein. Es fehlte unter anderem an Grundausstattung und für die Leukämieforschung an Verbrauchsmaterial. Ich bin überzeugt von Dr. Anees Expertise und wir streben an, ihr Forschungsumfeld zu verbessern.

Was nicht fehlen darf, ist das Agri-Enter Projekt, das nach einiger Verzögerung nun endlich anläuft. Wir besuchten den Standort in Mohsinwal, wo die Mühle errichtet und die Versuchsflächen entstehen sollten. Das erste was mir in der christlichen Siedlung auffiel, war neben der Kirche vor allem das Fehlen von Geschäften. Egal wie klein die meisten pakistanischen Dörfer sind, überall sind kleine Geschäfte und Werkstätten entlang der Hauptstraße. Hier schien das nicht der Fall. Einige Gebäude waren leer oder in desolaten Zustand. Dass dieses Dorf wirtschaftliche Hilfe braucht, ist offensichtlich. Dementsprechend hoffnungsvoll erwarten wir den Fortschritt dieses Projektes.

Es war eine schöne und sehr lehrreiche Reise für mich – vor allem die Ergebnisse unseres Wirkens mit eigenen Augen zu sehen und unsere Kooperationspartner nun endlich auch persönlich kennenzulernen. Ich fühlte mich stets Willkommen und eingeladen eine ganz neue Welt zu entdecken.

Sei es auf dem Rücksitz eines Motorrads durch die überfüllten Straßen Faisalabads, in den tiefen Salzminen von Kheora oder an den vollgedeckten Speisetischen unserer Gastgeber. Besonders freue ich mich zu sehen, wie durch gemeinsamen Austausch, Offenheit und gute Zusammenarbeit viel erreicht werden kann.